Sei der Hüter des Einen an Deiner Herzenstür
Abdul Qadir Djilani
Sufismus ist die Religion des Herzens und ein Pfad zur Einheit, indem er Brücken baut, um scheinbare Gegensätze zu verbinden. Herz und Verstand vereinen sich bei jenen, die verstehen, dass in der Einheit leben dasselbe ist wie aus dem Herzen leben, dem Ort, wo Himmel und Erde zusammenkommen. Durch Mantras oder Wazifas (die 99 Schönen Namen des Einen auf Arabisch), durch den Atem und die Einstimmung auf eine eingestimmte Gruppe von Menschen können wir unsere Herzen auf ein und denselben Fokus richten.
1910 brachte der indische Musiker und Mystiker Inayat Khan (1882 - 1927) den Sufismus in den Westen, verbreitete ihn dort und öffnete ihn für alle Konfessionen und Glaubensrichtungen. Er hieß Christen, Buddhisten und Juden willkommen, Sufis zu werden, um ihr Christentum, ihren Buddhismus oder ihr Judentum zu vertiefen. Diese Offenheit wird vom Koran und von Schriften berühmter Sufis wie Ibn al - `Arabi, Rumi oder Kabir befürwortet, unterscheidet sich aber vom heutigen Sufismus des Ostens. Daher beziehen wir uns häufig auf die Botschaft von Inayat Khan als (wie er es zu nennen pflegte) Universellen Sufismus.
Was ist ein Sufi?
Genau genommen sind wirklich alle, die die letzte Wahrheit suchen, Sufis, ob sie sich selbst so nennen oder nicht. Da sie aber entsprechend ihrer eigenen Sichtweise nach Wahrheit suchen, fällt es ihnen oft schwer zu glauben, dass andere trotz ihrer anderen Sichtweise doch dieselbe Wahrheit suchen, und zwar immer mit Erfolg, wenn auch in unterschiedlichem Maß. Tatsächlich ist das der Standpunkt der Sufis und er unterscheidet sich von anderen nur dadurch, dass er sich ständig bemüht, alle Anderen als innerhalb seiner selbst zu begreifen. Er versucht zu erkennen, dass alle Menschen ihrer eigenen Lebenslinie folgen und dennoch in das Schema des Ganzen passen, und schließlich nicht nur ihr eigenes Ziel erreichen, sondern das eine letzte Ziel aller.
Man kann also jeden Sufi nennen, solange er entweder versucht, das Leben zu verstehen, oder sobald er zu glauben bereit ist, dass jedes andere menschliche Wesen dasselbe Ideal finden und erreichen wird...
Alle Glaubensarten sind einfach Abstufungen der reinen Vision. Alle sind Teil des einen Ozeans der Wahrheit. Je mehr man sich dessen bewusst wird, desto leichter ist es, die wahre Beziehung zwischen allen Glaubensrichtungen zu erkennen und desto größer wird die Vision des einen großen Ozeans.
Im menschlichen Dasein sind Grenzen und Einschränkungen unvermeidbar; Formen und Konventionen sind normal und notwendig; nichtsdestoweniger trennen sie die Menschheit. Es sind die Weisen, die sich jenseits dieser Grenzen begegnen können.
Hazrat Inayat Khan: Der Weg der Erleuchtung (Botschaft, Band I)
Murshid Samuel L. Lewis (1896 - 1971) war ein Schüler Inayat Khans. Er war außerdem Zenmeister und Schüler des Hindulehrers Papa Ramdas, war Mitgründer des esoterischen christlichen Orden MANS und studierte die Kabbalah und Astrologie. Er verkörperte die Einheit der Religiösen Ideale in sich selbst. Gegen Ende seines Lebens gründete er die Sufi Ruhaniat International (von dem semitischen Wort ruh für Atem oder Seele) als offenen und universellen Sufiorden in der Tradition des „Lehrers seines Herzens" Inayat Khan.
Den Namen für diesen Orden erhielt er von seinem pakistanischen Sufilehrer Sufi Barkat Ali. Dieser Sufi Sheikh initiierte ihn als Murshid (Seniorlehrer) in den Chisti-Orden. Dieser Orden, der von Moineddin Chisti nach Indien gebracht worden war, legt den Schwerpunkt auf Musik und andere künstlerische Formen und war auch der Hauptorden Hazrat Inayat Khans. SAMs Beitrag zu diesem Pfad zu dem Einen waren die Tänze des Universellen Friedens, eine Form des Kreistanzes, bei der die Teilnehmer Mantren und heilige Worte aller Traditionen singen und von Lifemusik begleitet werden. In der westlichen Welt ist diese Form des Heiligen Tanzes heute als Weg verkörperter Spiritualität weit verbreitet.
Murshid SAM, wie seine Schüler ihn nannten, war ein äußerst praktischer Mensch. In seinen eigenen Worten:
Was nötig ist, ist eine Methode, die funktioniert,
nicht eine Philosophie über eine Methode,
was sehr verwirrend sein kann
Pir-o-Murshid Moineddin Jablonski (1942 - 2001) war der von SAM ernannte Nachfolger. Er bereicherte den Sufismus mit seiner Seelenarbeit (einer Art Dialog innerer Stimmen) und der Vorstellung, dass wir uns auf unserer Reise zum Licht unseren Schatten (im Jungschen Sinne) stellen müssen. Vor seinem Tod ernannte er Shabda Khan zu seinem Nachfolger.
Murshid Wali Ali Meyer war der frühere Sekretär Murshid SAMs und wurde von SAM beauftragt, nach seinem Tod die Tänze fort zu führen und weiter zu geben. Wali Ali bildete die erste Generation „neuer" TanzleiterInnen aus, darunter Saadi Neil Douglas-Klotz und die verstorbene Kamae A. Miller. Wali Ali arbeitet und lebt in Kalifornien und wird als einer der Großväter der Spirituellen und Astrologischen Gänge und des Dharmatalks (Lehrgesprächs) anerkannt.
Pir-o-Murshid Shabda Khan ist der heutige Pir (Oberhaubt) der Ruhaniat. Er war früher der Gitarrist von Murshid SAM. Er ist ein Meister des Zikrs (einer Sufi-übung der Erinnerung in Gesang und Tanz, dass es nur die Einheit gibt) und wurde von dem verstorbenen Pandit Pran Nathzum klassischen Indischen Ragasänger ausgebildet. Pir Shabda arbeitet und lebt in Kalifornien und reist mit seinem Sufismus um den ganzen Erdball.
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